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Kräutergarten

 

Baldrian Echter

Lateinischer Name:

  • Valeriana officinalis L s.l. bestehend aus:
  • Valeriana sambuciflora
  • Valeriana procurrens
  • Valeriana collina
  • Valerian exalta

Volksnamen:

Allesheil, Augenwurzel, Elfenkraut, Hexenkraut, Katzenkraut, Mondwurz, Stinkwurz, Theriakswurzel

Familie:

Baldriangewächse (Valerianaceae)

Botanik:

  • Bienen und Insektenweide
  • Sommergrüne Staude mit gefiedertem Laub
  • Mehrjährig
  • Aufrechter Wuchs mit Höhe bis 1.7 m und ungefährer Breite von 60 cm
  • Standort: sonnig bis halbschattig mit durchlässigem lockerem Boden
  • Blüte von Mai bis Juli, hellrosa
  • heimisch in den gemässigten Zonen Europas. Kommt aber auch im Kaukasus, in West und Zentralasien, Sibirien, der Mandschurei und Japan vor.
  • In der Gattung Valeriana gibt es 150 Arten, wovon in Europa deren vier offizinell sind, siehe lateinischer Name

Tipp: weniger, aber durchdringend Giessen. Verbessert Wurzelwachstum und macht Pflanze resistenter gegen Trockenheit

Geschichte:

Die Pflanze war bereits im 5. und 4. Jahrhundert vor Christus bekannt. Damals wurde sie in der Frauenheilkunde unter der Bezeichnung Phu eingesetzt. Unterschieden wurden Phu magnum, das Theriakskraut, Phu vulgare, der gemeine Baldrian, auch Katzenwurz genannt, und Phu minus, der kleine Baldrian. Der botanische Name Valeriana officinale erschien erstmals im 10. Jahrhundert in der lateinischen Übersetzung des Werks «De diaetis» von Isaac Judaeus. Das Anwendungsspektrum des echten Baldrians war früher viel breiter als heute. Er wurde als erwärmendes, menstruationsförderndes, fieber- und harntreibendes Mittel verwendet. Er diente als Milzpflanze, gegen die Pest, gegen Rückenschmerzen, Husten und Augenleiden. Äusserlich wurden Auflagen gegen Geschwüre und Feigwarzen gemacht. Die heute übliche Verwendung als Nervenberuhigungs- und Schlafmittel kam erst viel später hinzu.

Aufgrund des starken Geruchs wurde die Pflanze zur Abwehr von Bösem verwendet. Sie soll Hexen und den Teufel selbst fernhalten. Die Pflanzenbüschel wurden hierzu aufgehängt, meist in Kombination mit Dost.

Alter Volksreim: Baldrian, Dost und Dill, kann die Hex nicht, wie sie will

Droge:

Wurzel, Valeriana radix

Inhaltsstoffe:

Ätherisches Öl:
Die Droge enthält im Durchschnitt 0.3 bis 1 % ätherisches Öl mit einen charakteristischen Geruch, der unter anderem von geringen Mengen an Isovaleriansäure (durch Zersetzen der Valepotriate) verursacht wird.
Bis heute sind über 100 Inhaltsstoffe nachgewiesen worden, die wichtigsten sind Monoterpene, wie z. B. Bomeol, Bomylacetat, Bomylisovalerat, Camphen, Campher, Carvylacetat, 1,8-Cineol, p-Cymen, Fenchen, Myrcen, Myrtenol, und Sesquiterpene, wie z. B. β-Bisabolen, y-Cadinen, β-Elemen, Faurinon, Valeranon, Valerenal, Valerenol, E/Z-Valerenylacetat, E/Z-Valerenylisovalerat, sowie den schwer flüchtigen Sesquiterpensäuren Acetoxyvalerensäure, Hydroxyvalerensäure und Valerensäure.

Phenolcarbonsäuren:
Chlorogensäure, Kaffeesäure und bis zu 2 % trans-Hesperidinsäure (= Isoferulasäure). Die Hesperidinsäure findet sich nur in der offiziellen Baldrianwurzeln und eignet sich daher vorzüglich als Leitsubstanz für wässrige Valeriana-officinalis-Auszüge.

Valepotriate:
schonend getrocknete Droge enthält bis zu 2 % Valepotriate mit Valtrat als Hauptkomponente. Der Gesamtgehalt an Valepotriaten hängt unter anderem von den Anbaubedingungen, dem Erntejahr, der Trocknungsart und den Lagerbedingungen ab. Neben Valtrat kommen noch in kleineren Mengen Acevaltrat (ca. 1 % des Gesamtgehaltes), Didrovaltrat (bis zu 5 %), 7-Epideacetylisovaltrat, Isovaltrat, IVHD-Valtrat (bis zu 20 %), Valechlorin, Valeridin und ein Glykosid (Valerosidatum).

Indikation:

  • Nervöse Erregungs- und Unruhezustände
  • Nervös bedingte (Ein-) Schlafstörungen
  • Nervöse Herz- und Magenbeschwerden
  • Lampenfieber und Prüfungsangst
  • Angst- und Spannungszustände
  • Nervöse Erschöpfungszustände
  • Reizblase und Bettnässen
  • Nach Kommission E: Unruhezustände, nervös bedingte Einschlafstörungen

Wirkung:

Einnahme abends: Förderung der Schlafbereitschaft, Verkürzung der Einschlafzeit, Verbesserung der Schlafqualität, vermindertes nächtliches Aufwachen, verbesserte Tagesbefindlichkeit

Einnahme am Tag: beruhigend und entkrampfend, psychisch ausgleichend und antriebssteigernd mit Steigerung des Konzentrations- und Leistungsvermögens und besserer Bewältigung von Stresssymptomen

Nebenwirkungen:

Studien konnten keine Abhängigkeitserscheinungen nachweisen

Auf die Dosierung ist zu achten: zu tiefe Dosierung führt zu einer sogenannten paradoxen Reaktion. In dem Fall wirkt die Droge im gegenteiligen nicht gewünschten Sinn und puscht auf. Aber auch massive Überdosierung kann zu diesem Phänomen führen.

Kontraindikation:

Keine

Geeignete Ergänzungen:

  • Melisse bei nervösen Erregungszuständen
  • Hopfen bei nervös bedingten Schlafstörungen
  • Johanniskraut und Passionsblume bei Angstzuständen
  • Weissdorn bei funktionellen Herzbeschwerden

Anwendung:

Innerlich: als Pflanzenpresssaft, Tinktur; Extrakte und andere galenische Zubereitungen

Äusserlich: als Badezusatz

Zubereitung Tee:

Klein geschnittene Wurzeln (1 TL/Tasse, 1 TL = 2.5 g Wurzel) ins kalte Wasser geben und dieses aufkochen. Danach 1 Stunde weiterköcheln lassen und 2-3 Std. neben der Herdplatte nachziehen lassen.

Am besten 3-5 Liter auf einmal zubereiten und im Kühlschrank aufbewahren. Abends zwei Tassen erwärmen und wenn gewünscht, mit Honig süssen.

Bad:

100 g getrocknete Wurzel mit 2 Liter Wasser heiss übergiessen, nach 10 Min. abgiessen und dem Badewasser zugeben.

Bei Körpertemperatur für max. 20 Min. kurz vor dem zu Bett gehen baden.